Nachdem ich in den ersten Jahren aus Geldgründen nicht an dieser Convention teilnehmen konnte und den erschwinglichen und quasi vor meiner Haustür gelegenen Filky Days nachgetrauert habe, waren Peredar und ich in diesem Jahr zum zweitem Mal beim DFDF, und wieder war es wunderschön, wenn nicht sogar noch schöner. Letztes Jahr standen wir sehr unter Druck, kurz vor unserer Interfilk-Reise zur Contata in New Jersey, und hatten auf dem DFDF unseren ersten Auftritt als Pavlov's Duck - das war viel Stress, und vorausschauende Flugangst hatte ich noch dazu. Aber 2012 hatten wir keine Flugreise in Aussicht, kein eigenes Set, und noch dazu für mich keinen Stress auf der Arbeit: Wie auch, wenn ich seit letztem Oktober auf mich allein gestellt bin, was das angeht. Nur der arme Peredar muss Geld verdienen gehen, und das hieß in seinem Fall eine einwöchige Schulung in Hamburg, direkt in der Woche der Convention. Von Hamburg über Aachen nach Bad Salzdetfurth zu fahren ist unsinnig - also reiste Peredar aus dem Norden per Auto an, während ich den Zug nehmen wollte, damit wir uns in Hannover treffen und das letzte Stück Fahrt gemeinsam machen konnten.
Soweit die Planung. Statt dessen spielte meine legendäre Schlaflosigkeit eine nicht zu verachtende Rolle, und das in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag. Ich war rechtzeitig im Bett, wollte ich doch am Vormittag gegen elf in den Zug steigen, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Zwar konnte ich die Zeit nutzen und, ohne jemals den Kopf unter der Bettdecke hervorzunehmen, meinen Beitrag für den Song Sharing Circle schreiben, wobei mir mein Smartphone große Dienste geleistet hat, denn so konnte ich nicht nur den Text in das Gerät tippen, sondern auch noch gleich die Melodie als Sprachmemo aufnehmen: Das mache ich in Zukunft immer so! Und das Lied ist auch sehr schön geworden und sehr persönlich, aber dafür habe ich wachgelegen bis nach sieben Uhr in der Frühe: An einen Zug um elf war nicht mehr zu denken. Ich schrieb Peredar noch eine SMS, dass ich einen späteren Zug nehme und direkt nach Bad Salzdetfurth fahre, und schlief dann bis zum frühen Nachmittag, aber was für ein Beginn für das Frühlingsfest der Filksmusik!
Lieb, wie er ist, hat mich Peredar dann doch in Hannover abgeholt, weil das für ihn nur eine halbe Stunde mit dem Auto war, während ich mit Umsteigen noch fast anderthalb Stunden unterwegs gewesen wäre. Zu dem Zeitpunkt war die Opening Ceremony schon gelaufen, und auch die ersten beiden Sets haben wir auf diese Weise verpasst: Ausgerechnet Jela und Steffi, die ich beide so gerne höre - gerade bei Jela wäre es toll gewesen, sie mal eine ganze Stunde auf der Bühne zu sehen, Steffi hat uns diesen Gefallen ja schon in Grantham getan, trotzdem, auch sie hätte ich gerne nochmal gesehen - aber immerhin, ich hatte später noch eine Chance dafür, mehr dazu an entsprechender Stelle. Während Peredar das Gepäck aufs Zimmer geschleppt hat, gab es für mich das große Geknuddel, so viele liebe Gesichter, so schön, sie alle wiederzusehen! Auf der FilkContinental im letzten Jahr hatten wir uns schon am Samstag verabschieden müssen, weil uns beide die Grippe erwischt hatte, und so fühlte es sich an, als hätte ich heftig was nachzuholen, was Filk aus deutschen Landen angeht - auch wenn das DFDF schon unsere vierte Convention in nur zwölf Monaten war.
Aber immerhin, ich war rechtzeitig zu den Community Commons angekommen, und ich hatte etwas beizusteuern: Wie soll die Welt wissen, dass die liebe Thesi im Dienste der Völkerverständigung Lieder ins Deutsche oder Englische übersetzt, nicht nur für den Eigenbedarf, wenn das nicht irgendwo erklärt wird? Zwar hat sich bis heute nur eine Filkerin mit einem Werk zum Übersetzen gemeldet, aber ich denke, das wird sich schon noch herumsprechen. Auch andere Angebote klangen verlockend, und auf die kostenlose Reiki-Session sollte ich später noch lebensrettend zurückkommen. Nur schloss, während ich in den Community Commons saß, die Küche, und ich konnte noch nicht eibnmal mehr einen Cheeseburger an der Bar bekommen (nicht, dass ich wild darauf gewesen wäre, sie war voll mit mehr als nur angetrunkenen Fußballfans, während Deutschland die Griechen vermöbelte). Und ich hatte den ganzen Tag über noch nichts gegessen! Peredar und ich schwangen uns also wieder ins Auto, diesmal auf der Suche nach dem nächsten MacDonalds, den wir dann in Hildesheim fanden, und so verpasste ich noch mehr von der Con und war erst zum Filkzirkel wieder zurück.
Setzte mich hinten in eine Ecke, Laptop auf dem Schoß, wollte nur ein bisschen genießen, freute mich, dass
Mein Tod nicht von mir, sondern von Silva und Kjenjo gewünscht wurde (und sang dabei ganz leise meine dritte Stimme mit), bis dann doch der eine oder andere bemerkte, dass ich da war: Hatte ich wirklich geglaubt, ohne Gitarre über den Abend kommen zu können? Ich machte zwar meinen üblichen Witz »Kann mir jemand eine Gitarre leihen?«, aber nur Daniela, ein Neuzugang, auf den ich noch - lobend, versteht sich! - zu sprechen kommen werde, bot Hilfe an: Sie konnte ja nicht wissen, dass ich andersrum bin. Also schnell hochflitzen, Gitarre auspacken, Liederbuch schnappen, und während Peredar, dessen Tag ja deutlich früher als meiner begonnen hatte, sich zu Bett begab, fing für mich der Spaß erst an. Ich war lange nicht mehr die letzte, die den Zirkel verließ, aber an diesem Abend mochte ich einfach nicht aufhören - es war einfach zu schön!
Wie es bei Zirkeln so üblich ist, verschwand im Verlauf der Nacht einer nach dem anderen, und leider ging mancher zu Bett, bevor ich mir noch etwas hätte wünschen können, aber dafür war der harte Kern um so toller: Es ergab sich, dass am Ende nur noch Rollenspieler da saßen, ich erinnere mich an die J's, LeMatya, Kjenjo (von dem ich nicht mehr weiß, ob er bis zum Ende da war), Lisande, und Daniela. Und die ist wirklich einer von diesen Fällen, wo man sich fragen muss, wo die so lange gesteckt haben. Vielleicht liegt es daran, dass Daniela noch nie einem Filker über den Weg gelaufen ist, der ihr eins mit der Bratpfanne übergebraten und sie zur nächsten Convention geschleppt hätte - so musste sie sich selbst im Internet über Filk informieren, und wer das einmal versucht hat, weiß, dass sich so ziemlich alle Filkerwebseiten mit ihren Definitionen mehr widersprechen als ergänzen. Sie hat herrliche selbstgeschriebene Lieder, tolle Parodien, und alles, um das Rollenspieler- wie Informatikerherz zu erfreuen. Ich bin ja in Wirklichkeit kein EDVler, auch wenn ich gerne mal so tue, sondern Bibliothekarin, aber ich bin doch der technischen Materie nah genug, um die dazugehörigen Lieder zu genießen. Und Rollenspielsongs sowieso.
Am Ende war es dann drei Uhr, und ich war noch wach genug für noch ein paar Stunden Zirkel, aber nur mit mir allein wäre er doch etwas einsam geworden, und alle anderen wollten zu Bett. So sperrte ich dann brav den Saal ab, wie ich es Steve versprochen hatte, gab den Schlüssel an der Rezeption ab, und ging Schlafen, in der Erwartung, noch ein paar Stunden wachzuliegen und dem Schnarchen des lieben Gatten zu lauschen - aber Pustekuchen. Was in der Nacht davor allein und im eigenen Bett nicht geglückt war, ging nun im Handumdrehen, und ich fand so schnell und soviel Schlaf, dass ich tatsächlich im Stande war, am anderen Morgen das Frühstück zu genießen. Aber das ist ein anderer Tag, und soll darum an anderer Stelle erzählt werden.