Von meinem dreizehnten bis zum achtzehnten Lebensjahr hatte ich klassischen Gitarrenunterricht, der mich zwar nicht zum Virtuosen gemacht hat, von dem ich aber bis heute profitiere. Auch wenn ich am Ende ein Folker geworden bin, habe ich so doch diverse Fingerpickingtechniken gelernt, die heute mein Spielen ausmachen. Was aber mehr ins Auge springt, ist meine Linkshändigkeit, für die ich auf spiegelverkehrt gestimmte Instrumente angewiesen bin. Aber trotz dieser Einschränkung kann ich eine stolze kleine Sammlung von Zupfinstrumenten vorweisen …
»Pampeliška«
Furch Yellow Gc-SR LH a
So gern ich auch immer auf meiner Ovation gespielt habe, war ich doch nicht mehr so ganz glücklich mit ihr: Sie war damals ein Einsteigermodell, und ich wollte endlich eine »richtige« Stahlsaitengitarre haben, ein hochwertiges Instrument nicht nur für die nächsten fünf Jahre, sondern für immer. Inzwischen sieht der Markt für linkshändige Gitarren viel, viel besser aus als 2005, die Auswahl ist größer, und die linkshändigen Modelle kosten keinen Aufpreis mehr. Nachdem ich erst eine Taylor haben wollte, blieb ich bei der tschechischen Firma Furch hängen und konnte bei Thomann verschiedene Gitarren probespielenen – eine Taylor und je eine Furch mit Fichten- und Zederndecke. Ich habe mir die Wahl nicht leicht gemacht, aber gewonnen hat am Ende dieses Schätzchen mit Sitka-Fichtendecke und massivem Palisanderkorpus, und seitdem spiele ich meine Pampeliška (tschechisch für »Pusteblume« rauf und runter. Auf der Intermezzo 2025 hatte sie ihren ersten Auftritt und wurde zurecht sehr bewundert – sie spielt sich so toll, harmoniert so gut mit meiner Stimme, und ist einfach eine Augen- und Ohrenweide, auch wenn ich mich manchmal wie ein Hochstapler fühle, dessen mittelmäßiges Talent so ein tolles Instrument nicht verdient hat.
»Krähe«
Ortega RRG40CE-DBK-L
Eine Resonatorgitarre stand schon ganz lang oben auf meiner Wunschliste – und tatsächlich besaß ich auch ein solches Instrument: Eine vintage Dobro, die mein Vater mir überlassen hatte. Bildschönes Instrument, auf linkshändig umgestimmt, aber ich konnte sie nicht gut spielen, sie blieb ein rechtshändiges Instrument, das lieber auf dem Schoß mit einem Slider gespielt werden wollte denn mit Fingerpicking. Fündig wurde ich dann bei der Firma Ortaga, die wirklich viele linkshändige Modelle im Angebot hat und mit ihrer »Americana«-Serie auch Resonatorgitarren auf den Markt gebracht hat. Krähe hat einen etwas schrägen, dreckigen Klang und ist damit ein toller Kontrast zu meinen anderen Gitarren – so passt sie vielleicht nicht zu allen meinen Liedern, aber da, wo ich sie spiele, schindet sie mächtig Eindruck. Und auch optisch macht sie mit ihrer geschwärzten Mahagonidecke und Aluminiumresonator viel her. Auf ihren ersten Bühnenauftritt wartet sie noch, aber für die Aufnahmen für meine erste Solo-CD ist sie fest eingeplant.
»Blondie«
Ortega RCE159MN
Jahrelang war meine linkshändige Konzertgitarre Ruby mein ganzer Stolz – bis mich eines Nachts Anfang 2022 ein seltsames Geräusch weckte und ich Ruby am anderen Morgen mit einem entstellenden Deckenriss wiederfand. Ich hoffe immer noch, dass Ruby repariert werden kann, aber weil ihr Klang wohl niemals der Alte sein wird, habe ich mir eine neue elektro-akustische Konzertgitarre gekauft. Nach langer Recherche – so klein ist die Auswahl an linkshändigen Instrumenten heute nämlich nicht mehr – bin ich bei der Firma Ortega fündig geworden. Blondie hat eine massive Zederndecke, die ihr einen wunderbar warmweichen Klang verleiht, und spielte sich vom ersten Tag an, als hätte ich sie schon mein Leben lang besessen. Sie verträgt sich gut mit meiner Stimme und passt auch gut zu meiner Spieltechnik, ein folkiges Picking, das von fünf Jahren klassischem Gitarrenunterricht in meiner Jugend profitiert, aber von meiner latenten Wurstfingerigkeit wieder ausgebremst wird.
»Blue«
Ovation Celebrity LCSE 24
Seit 2007 war meine linkhändige Ovation-Gitarre das Instrument meiner Wahl, wenn ich mit Stahlsaiten spielen will. Sie ist dunkelblau (auf dem Foto sieht sie ja mehr wie schwarz aus) und hat einen harten, klaren Klang. Sie war, nachdem ich jahrelang nur auf umgestimmten rechtshändigen Instrumenten gespielt habe, meine erste dedizierte Linkshändergitarre. Natürlich spiele ich selten in so hohen Lagen, als dass ich auf den Cutaway angewiesen wäre, aber auch unter der Decke ist sie spiegelverkehrt aufgebaut, und das eingebaute Stimmgerät verschwindet für mich nicht unter der Gitarre, sondern ist in Griffweite, auch wenn ich damit leben muss, dass Ovation beim Spiegeln einen Schritt zu weit gegangen ist und ich beim Stimmen umdenken muss – höher ist links, tiefer ist rechts… Inzwischen spiele ich sie nur noch selten, da ihr runder Hartplastikkorpus mit meinem Bauch kollidiert und dazu tendiert, sich immer von mir wegzudrehen, und 2025 habe ich mir mit meiner Furch ein deutlich hochwertigeres Instrument gegönnt. Trotzdem hat meine Ovation immer noch einen verdienten Platz im meinem Herzen.
»The Mandolarian«
Thomann Europe Mandola M1088-P/LH
Neuester Zuwachs im Haus ist meine linkshändige Mandola. Vorher habe ich auf einer umgestimmten, sicher mehr als sechzig Jahre alten, Walthari Mittenwald gespielt, aber ich musste doch zugeben, dass sie mehr was fürs Auge bot denn fürs Ohr – jenseits des dritten Bundes war sie nicht mehr bundrein, und die unterste Saite ließ sie nie richtig stimmen. Anders als bei Gitarren ist die Auswahl an linkshändigen Mandolen aber winzig – ich habe genau dieses eine Instrument gefunden, hergestellt von der Firma Hora in Rumänien, und seit Oktober 2024 gehört sie jetzt mir. Trotz der »Friss oder Stirb!«-Auswahl (ich wollte nicht nochmal ein rechtshändiges Instrument umstimmen müssen) bin ich mit ihrem lauten, grellen Klang sehr glücklich, und ich freue mich, damit meinem eher sanften Picking etwas entgegensetzen zu können. Die Walthari Mittenwald muss derweil nicht unglücklich sein: ich habe sie meinem Vater zurückgegeben, der sich freut, sie nach fünfundzwanzig Jahren des Verleihens wieder spielen zu können.
Nicht im Bild ist nicht nur meine Stimme, weil ich mir Appetitlicheres vorstellen kann als eine Nahaufnahme meines Gaumenzäpfchens, sondern auch die Instrumente, die zwar sehr schön an meiner Wand hängen, aber letztlich nicht gespielt werden: Meine Ukulele; die wunderschöne winzig kleine Mandoline, bei der meine Finger zu groß für das Griffbrett sind; das Tenorbanjo, das ich noch nicht spielen kann; und der Harley Benton Akustikbass, den ich mir vor über zehn Jahren gegönnt, dann aber doch nie gespielt habe. Und weil Instrumente dazu neigen, sich zu vermehren, fürchte ich, dass hier noch lange kein Ende abzusehen ist …
