bookmark_borderEin Rätsellied

Fernab von den Häusern, da stand er allein
und sein Hut war verkrustet mit Schnee.
Sie war auf dem Heimweg, beflügelt vom Wein,
und ihr Herz war das Herz einer Fee.
Sie sah seinen Schmerz, und er dauerte ihr
Und sie sprach: »Du Schöner, was wünschest du dir?
Und er sagte: »Geliebt will ich sein.«

Da küßt ihn die Fee, und sie sagte: »So sei’s«,
und sie macht sich zufrieden nach Haus.
Doch ein Herz schlug fortan unterm Schnee, kalt und weiß,
und es sickerte Liebe heraus.
Da kamen die Vögel von nah und von fern,
und riefen: »Du Schöner, wir haben dich gern,
und wir lieben dich innig und heiß.«

Was ist ein Auge, das nie den Himmel schaut?
Was ist ein Feld, wo nur Asche angebaut?
Was ist ein Feuer, das ohne Flamme brennt?
Was ist ein Herz, das die Liebe nicht kennt?

Die Saat sprang auf, so kam der Frühling ins Land,
da wundert der Bauer sich sehr:
Den Vogelscheuch, der doch seit Jahren dort stand,
plötzlich fürchten die Vögel nicht mehr.
»Ach, es kommt, wie es kommt, und es ist, wie es ist,
und du alter Strohmann gehörst auf den Mist« –
und er setzte den Haufen in Brand.

Was ist ein Auge, das nie den Himmel schaut?
Was ist ein Feld, wo nur Asche angebaut?
Was ist ein Feuer, das ohne Flamme brennt?
Was ist ein Herz, das die Liebe nicht kennt?

Den Rauch sah die Fee, und ihr Herz wurde schwer –
Das war ihre Schuld, ihre allein!
Der Jüngling stand dort und er sollte nichts mehr
als ein Häufchen von Asche bald sein.
Doch er sprach aus dem Funken, der himmelwärts schwebt:
»Der Tod kommt zu dem nur, der jemals gelebt,
ohne Herz war ich leblos und leer.«

Was ist ein Auge, das nie den Himmel schaut?
Was ist ein Feld, wo nur Asche angebaut?
Was ist ein Feuer, das ohne Flamme brennt?
Was ist ein Herz, das die Liebe nicht kennt?

Der Wind kam und wehte die Asche hinfort
und trug sie weit über das Feld
Da schwärmten die Krähen von hier und von dort
und sie kamen her aus aller Welt
Und wo Asche fiel, war bald ein Vogel alsdann
und liebte, so wie man nur den lieben kann
dem Liebe ist mehr als ein Wort.

Was ist ein Auge, das nie den Himmel schaut?
Was ist ein Feld, wo nur Asche angebaut?
Was ist ein Feuer, das ohne Flamme brennt?
Was ist ein Herz, das die Liebe nicht kennt?

Presented as a riddle, this song tells the story of a fairy who blesses as lonesome stranger with the gift of True Love. Only the stranger is a scarecrow and not much use to the farmer after all of the crows fall in love with it. But even deather can’t stop True Love…

The song with chords as a PDF
The song in Chordpro format

Lyrics snd tune © 2006 by Thesilée

bookmark_borderDie Braut von Thoria

Als ich jüngst spazierte im herbstlichen Hain,
da sah ich ein Mädchen, das weinte allein:
»Vorbei ist mein Leben, vorüber mein Glück:
Mein Liebster ist fort und kehrt nie mehr zurück.«

Ich ging auf sie zu und ich sagte ihr: »Schau,
er kommrt bald zurück und er nimmt dich zu Frau.«
Sie flüsterte »Nein«, und ihr Antlitz war bang:
»Er war in dem Land, das der Nebel verschlang.«

Da kam unsres Weges ein Bursche daher,
die Wangen so bleich und die Augen so leer.
Er ging uns vorüber, ohn uns nur zu sehn.
»Dies war einst mein Liebster, nun müßt Ihr verstehn.

»Ich geh zu dem Ort, wo der Regen nicht weicht,
ich geh zu dem Ort, der dem Leben nicht gleicht.
Ich geh zu dem Ort voller Dunkel und Leid,
und da werd ich bleiben auf ewige Zeit.«

 

A song written for my novel »Durch die Nebelpforte« (»Beyond the Fog Gate»): Through the carelessness of its prince, the land of Thoria has fallen to the Dark Ones. The inhabitants are allowed to return – but at what cost?

The English version of this song is »The Bride of Thoria«

The song with chords as a PDF
The song in Chordpr format

Lyrics and tune © 1997 by Thesilée

bookmark_borderAlles Gold der Erde

Ich liebte diesen Rebstock schon seit Jahren
Hab Trauben nie, noch Blüten dran gesehn
Und wenn auch nie niemals Blätter an ihm waren
Ließ ich ihn doch stets in meinem Garten stehn.

Und hegte ihn, und hoffte, bangte, flehte
Daß er für mich in Blatt und Trauben stand:
Und hoffte, wenn der Frühlingswind sich drehte
Und weinte, wenn der Herbst ging über Land.

O blüh für mich du schönste aller Reben
Ich will dir meine ganze Liebe geben
Für einen Schluck von deinem süßen Wein
Ließ ich wohl alles Gold der Erde sein.

Dann eines Tages stand sie auf der Schwelle
Mit weinlaubrotem Haar und Blick voll Glück
Gewann sie doch mein Herz gleich auf der Stelle
Und blieb bei mir, und liebte mich zurück.

In diesem Sommer durft der Rebstock treiben
Er blühte, er trug Laub und Trauben fein
Ich wünschte mir, sie würde ewig bleiben:
Doch wie sollt erst der Kuß der Beeren sein?

O blüh für mich du schönste aller Reben
Ich will dir meine ganze Liebe geben
Für einen Schluck von deinem süßen Wein
Ließ ich wohl alles Gold der Erde sein.

»Mein Liebster, pflücke niemals meine Trauben!
Wenn du nur eine anrührst, bin ich fort.«
Ich wollte diesen Warnungen nicht glauben:
Ich liebte sie, doch gab nichts auf ihr Wort.

Die Neugier nagte an mir voller Flehen
Die Trauben reiften lockend, prall und rot
Wenn ich nur eine aß, würd sie’s nicht sehen:
Doch kaum daß ich sie pflückte, war sie tot.

O blüh für mich du schönste aller Reben
Ich will dir meine ganze Liebe geben
Für einen Schluck von deinem süßen Wein
Ließ ich wohl alles Glück der Erde sein.

Nur diesen einen Sommer sollt sie blühen
Nie vorher, niemals wieder durft es sein
Ich ließ mein Herz nicht leichten Herzens ziehen,
doch aus diesem einen Sommer macht ich Wein.

Ein Glas schmeckt wie ein Sommer voller Liebe
Ein Schluck schenkt eine Stunde voller Glück:
So sehr ich auch gewünscht hätt, daß sie bliebe
Kehrt in diesem Wein sie doch zu mir zurück.

O blüh für mich du schönste aller Reben
Ich will dir meine ganze Liebe geben
Für einen Schluck von deinem süßen Wein
Ließ ich wohl alles Gold der Erde sein.
Für einen Schluck von deinem süßen Wein
Ließ ich wohl alles Glück der Erde sein.

written for the FilkContinental Song Contest 2007 and came in second!
A song about a man who falls in love with the dryad from his vine.
She prohibits him from ever eating one of his grapes, but of course he doesn’t listen, and she dies.
But hey, he can still have some great wine!

The song with chords as a PDF
The Song in Chordpro format

Lyrics and tune © 2007 by Thesilée